Die genaue Erbauungszeit der Kirche auf dem Anger inmitten des Runddorfes Mertendorf ist unbekannt. Die Saalkirche mit eingezogenem fünfseitigem Chorpolygon ist vermutlich im 17. Jahrhundert errichtet worden. Im Mauerwerk sind Spuren eines vielleicht romanischen Vorgängerbaus sichtbar.
Der Innenraum ist geprägt durch eine dreiseitige Empore und einen 1700 gestifteten Kanzelaltar. Die Ausmalung im Kirchenschiff mit Inschrift und Bild geht auf eine Renovierung nach dem 2. Weltkrieg zurück. Diese Gestaltung wurde bei der Instandsetzung 1995 beibehalten. Der Kanzelaltar erhielt eine analoge Neufassung nach barockem Befund.
Die Orgel befindet sich unter der westlichen Empore und wurde 1865 wurde sie von Wilhelm Heerwagen aus Klosterhäseler gebaut. Ursprünglich stand sie in der Gutskapelle in Würchhausen bei Camburg, wurde 1959 nach Mertendorf überführt und und 2007/08 überholt.
Im kleinen Dachreiter hängt eine Glocke aus dem Jahr 1485 mit der Umschrift "Ave maria gratia plena". Sie ruft auch noch heute die Gemeinde zum Gottesdienst. (Foto: EKMD)
Der historische Rundling
Schaut man in die Deutsche Geschichte so stößt man unweigerlich auf den Satz welchen Helmold von Bosau in seiner Slawenchronik (12. Jahrhundert) niederschrieb: „ Weil aber das Land menschenleer
war, sandte der Graf Boten aus in alle Lande,….auf dass alle die von Landnot bedrückt wurden, mit Ihren Hausgenossen kämen, um schönsten Boden, weiten Raum, reich an Früchten, überreich an Fischen
und Fleisch und einladend durch üppige Weiden, zu empfangen.“
Es ist die Zeit der Ostexpansion in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts die hier beschrieben wird. Siedler wurden unter anderem aus dem Hessisch/Fränkischen Raum in unser Gebiet umgesiedelt. Liegt
hier vielleicht die Deutung des Ortsnamens verborgen?
Trotz vieler slawischer Orte, war noch genügend Platz für die Neusiedler. Um sich vor den Slawen zu schützen, wurden die ersten Dörfer aus strategischen Gründen als Rundlinge, angelegt. Die Häuser
baute man, um den in der Mitte liegenden Dorfplatz. Hinter den Häusern verlief ein Erdwall, manchmal mit Graben und Palisaden.
Ein Teil einer solchen Anlage ist in Kischlitz erhalten. In Mertendorf fand man sie noch nicht.
Wie auch der Ortsname wird auch der Rundling einen deutschen Ursprung haben. Namen wüster und noch bestehender Orte wie Winckelsdorf, Mattendorf, Poppendorf, Wetzdorf und Hessenburg (hessische
Einwanderer) sind Relikte der Ostexpansion.
Mit der Gründung des Klosters Petersberg im Jahr 1255 kümmerte man sich auch um das Seelenheil der Neusiedler. Die Dothener Kirche, die älter zu seien scheint, war vielleicht vor dem Kloster, die
erste geistliche Einrichtung für das Gebiet.
Zur Geschichte der einzelnen Orte und der territorialen Besiedlungsgeschichte gibt es noch viele offene Fragen. Es ist deshalb an der Zeit wenigstens einige von ihnen zu beantworten…
Kriegerdenkmal
Friedhof
Südöstlich, am Rande Mertendorfs findet man den Friedhof. Besonders an diesem Friedhof sind die altehrwürdigen Familiengräber, die an die namenhaften Großgutbesitzer vergangener Tage erinnern. In Mertendorf ist man sehr froh darüber, dass diese Gräber noch so gut erhalten werden. Auf dem Friedhof befindet sich auch eine kleine Friedhofskapelle.